Die binauralen Hörfunktionen und deren Vorteile leicht erklärt
Der Mensch hat in der Regel zwei Ohren – für manche Hörfunktionen müssen beide gleichzeitig arbeiten.
Ihr Mobiltelefon läutet, aber Sie wissen nicht mehr, wo Sie es zuletzt hingelegt haben? Wenn Sie mit zwei Ohren hören können, dann können Sie vermutlich auch hören, aus welcher Richtung das Läuten kommt.
Prinzipiell können wir auch mit nur einem Ohr hören, Sprache verstehen und lautsprachlich kommunizieren. Aber mit zwei funktionsfähigen Ohren können wir quasi dreidimensional hören, alles klingt etwas voller und plastischer. Wir können die Richtung einer Schallquelle bestimmen, wir können uns auf eine bestimmte Richtung konzentrieren und wir hören auch von allen Seiten gleich gut. Fähigkeiten, die uns im Alltag klar Vorteile verschaffen: Das Hören wird zuverlässiger; das Zuhören wird einfacher und komfortabler. Hören Sie als Beispiel ein Gespräch im Gasthaus.
Ein Cochlea Implantat auf der tauben Seite kann die binauralen Hörfunktionen weitgehend wiederherstellen. Ein Knochenleitungssystem oder -implantat auf der tauben Seite kann binaurale Hörfunktionen teilweise wiederherstellen. In vielen Fällen ist die Kombination aus Hörgerät und Cochlea Implantat zielführend.
- Aus allen Richtungen hören
In der Regel breitet sich Schall in alle Richtungen aus, sogar ums Eck. Es gibt aber auch einen sogenannten Schallschatten: Hinter einem Gegenstand ist ein Geräusch nicht mehr oder nur deutlich gedämpft zu hören. Ob ein Gegenstand einen solchen Schallschatten wirft, hängt von den Dimensionen des Gegenstands ab und von der Tonhöhe des Schalls. So funktionieren zum Beispiel Schallschutzwände. Aber auch unser Kopf wirft einen Schallschatten. Während tiefe Töne um unseren Kopf gut herumkommen, wird der menschliche Schädel für höherfrequente Schallanteile zum Hindernis.
Einseitig taube Menschen merken dann nicht, wenn sie von der tauben Seite angesprochen werden. Oder sie hören das Gesagte zwar, können es aber nicht verstehen, weil manche Töne fehlen. Auch wenn Warnsignale von der tauben Seite kommen, werden diese mitunter nicht, nur undeutlich oder erst verzögert wahrgenommen.
- Sprachverstehen bei Umgebungsgeräuschen
Im Zentralen Gehör im Hirn werden die Signale von beiden Ohren miteinander verglichen und so zueinander zeitlich verschoben, also nach Bedarf etwas verzögert, damit wir uns auf eine bestimmte Richtung konzentrieren können. Damit können wir Störgeräusche aus anderen Richtungen gut ausblenden. Personen, die auf beiden Seiten gut hören können, können so lange noch miteinander kommunizieren, solange die Störgeräusche nicht mehr als doppelt so laut wie die Gesprächslautstärke sind.
Die meisten Alltagsgespräche finden bei mehr oder weniger Umgebungsgeräuschen statt: Im Lokal wird auch an anderen Tischen gesprochen, in der Gruppe laufen mehrere Gespräche nebeneinander, im Einkaufszentrum läuft die Musikbeschallung, im Büro, auf der Straße, überall sind Hintergrundgeräusche. Besonders wichtig ist einfaches Sprachverstehen bei Umgebungsgeräuschen in der Schule.
- Richtungshören
Wir hören mit beiden Ohren nur dann gleichzeitig, wenn sich die Schallquelle direkt vor oder hinter uns befindet. Kommt Schall von der Seite, trifft er erst auf das zugewandte Ohr und mit minimaler Verzögerung auf das abgewandte Ohr. Je nach Richtung der Schallquelle variiert dieser minimale Zeitunterschied – unser Zentrales Gehör kann aus dem Zeitunterschied die Richtung der Schallquelle erkennen.
Mit nur einer hörenden Seite ist das nur bedingt möglich. Das kann lästig sein, wenn ich das läutende Telefon suche. Das kann bei Gruppengesprächen lästig sein, wenn ich erst suchen muss, wer gerade spricht. Wenn ich nicht höre, aus welcher Richtung das Fahrgeräusch eines herannahenden Autos oder das Läuten einer Fahrradklingel kommt, kann das aber gefährlich werden.
Den Unterschied, ob wir mit einem oder mit zwei Ohren hören, können Sie auch in den ersten drei Teilen des interaktiven Spiels „Switch on Life“ kennenlernen.
Taub oder schwerhörig auf einem Ohr: Diese Probleme können Sie vermeiden!
Jedes hörbeeinträchtigte Ohr sollte immer adäquat unterstützen werden. Bei einseitig schwerhörigen oder tauben Kindern oder Erwachsenen ein passendes Hörsystem für die betroffene Seite, bei beidseitig Betroffene für beide Seiten! Bei unterschiedlich ausgeprägtem Hörverlust kommt mitunter eine bimodale Versorgung zum Einsatz: Ein Hörgerät auf einer Seite, ein Cochlea Implantat auf der anderen.
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