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Medizinische Versorgung bei Hörbeeinträchtigung
Ob Sie unter akutem oder stetig voranschreitendem Hörverlust leiden bzw. Ihr altes Hörsystem ausgetauscht werden muss – Hier finden Sie wertvolle medizinische Informationen sowie österreichweite Institutionen, die eine rasche und sichere Diagnose und Versorgung gewährleisten und Sie optimal begleiten.
Inhaltsverzeichnis
Hören & Hörverlust
Informationen, wie Hören funktioniert und Hörverlust zustande kommt, finden Sie detailliert auf der Website von MED-EL. Unter anderem finden Sie eine grafische Darstellung, die die einzelnen Schritte des Hörens veranschaulicht. Außerdem werden die unterschiedlichen Arten von Hörverlust erklärt.
Entscheidung für ein Hörimplantat
Vom Verdacht zur Diagnose
Hörstörungen, besonders einseitige, sofern sie nicht akut aufgrund von Erkrankungen oder Unfall auftreten, entwickeln sich schleichend, sodass sie oft erst sehr spät erkannt und behandelt werden. Stellen Sie selbst fest, dass Sie dem vortragenden Professor im Vortragssaal nicht mehr folgen oder sich an Gesprächen beim Mittagstisch mit der Arbeitskollegin nicht mehr beteiligen können?
Weitere Schritte zu ExpertInnen
Falls dem so ist, sollte Sie der Weg schnurstracks zum/zur SpezialistIn führen. Eine rechtzeitige Hörversorgung ist enorm wichtig für Ihre weitere berufliche Karriere.
Ihr Hausarzt bzw. – ärztin wird Sie daher zu einem/einer niedergelassenen HNO-ExpertIn oder sogar in eine HNO-Klinik in Ihrer Nähe schicken, die weitere wichtige Untersuchungen zur endgültigen Diagnose anordnen wird.
Hörimplantat-Systeme
Sollte sich herausstellen, dass der Grad oder die Art der Hörstörung die Versorgung mit einem klassischen Hörgerät nicht zulässt, können Sie sich hier über die Möglichkeit eines implantierbaren Hörsystems informieren, das auf höchstgradig schwerhörige Menschen abzielt.
So unterschiedlich wie die Arten von Hörverlust sind auch die zur Behandlung dienenden Hörlösungen. Einen guten Einblick zu den modernsten Hörlösungen finden Sie hier:
Information zur Zuverlässigkeit von MED-EL Implantat-Systemen finden Sie hier:
https://www.medel.com/de-at/hearing-solutions/cochlear-implants/reliability
Beidseitige Hörversorgung
Fachleute erklären uns schlüssig, warum uns die Natur zwei Ohren gibt, dass dies kein Zufall ist und was uns mit nur einem Ohr entgeht.
Beidseitige (bilaterale) Cochlea Implantation bzw. die Implantation des tauben Ohres bei einseitiger Ertaubung oder als Ergänzung zum Hörgerät auf dem anderen Ohr ermöglicht die Lokalisation, ein gleich gutes Hören und Verstehen aus allen Richtungen und damit einen balancierten und dreidimensionalen Höreindruck sowie in der Folge ein verbessertes Sprachverstehen in lauter Umgebung. Da alles von zwei Seiten gehört wird, können Sie den Schall auch lauter wahrnehmen. Diese Effekte bewirken ein „leichteres“ Hören und Sie werden bei schwierigen Gesprächsthemen oder Gruppengesprächen nicht so schnell müde werden. Außerdem wird auch das Zentrale Gehör (Hirn) beider Seiten stimuliert, last but not least bietet das Implantat auf der zweiten Seite ein Backup-System, falls einmal Batterien leer werden oder ein Kabel des Audioprozessors kaputt geht.
Alles in allem kann man also sagen, die bilaterale Implantation bietet – und in Analogie dazu die Implantation der tauben Seite – die Möglichkeit für eine optimale Hör- und Sprachentwicklung sowie höhere Sicherheit in Alltagssituationen.
Kontakt zu ExpertInnen
Die Serviceeinrichtung ZENTRUM HÖREN bietet in Österreich umfassende Beratung für Menschen mit Hörverlust, berät zu den verschiedenen Arten von Hörimplantaten und betreut NutzerInnen nach der Operation nachhaltig.
Hier finden Sie Kontakt direkt zu den ExpertInnen, um weitere Schritte oder einen Termin für ein professionelles Beratungsgespräch zu vereinbaren!
Rund um die Operation
Notwendige Voruntersuchungen
Nach einem Beratungsgespräch und diversen audiologischen Untersuchungen in Ihrer Implantationsklinik, sofern sie allesamt zu der Entscheidung für ein Cochlea Implantat führen, folgen eine Röntgenaufnahme und/oder Computertomographie (CT) sowie die spezielle Prüfung der Funktion des Hörnervs, die für eine erfolgreiche Implantation Grundvoraussetzung ist.
Im Falle eines Implantataustausches wird ebenfalls eine Computertomographie vonnöten sein, um die genaue Lage des alten Implantats zu bestimmen und damit die Operationszeit so kurz wie möglich zu halten.
Maßnahmen vor der Operation
- Cochlea Implantationen werden österreichweit in zahlreichen HNO-Kliniken durchgeführt. Sie sind in sämtlichen dieser Einrichtungen chirurgisch sowie therapeutisch optimal betreut, so können Sie beruhigt die Klinik Ihres Vertrauens und Ihrer Nähe wählen.
- Eine Erkältung könnte zu einer Verschiebung des OP-Termins führen. Da diese Termine oftmals lange vorher festgelegt werden, sollten Sie darauf achten, dass Sie sich ein bis zwei Wochen davor etwas schonen und erkältungsbegünstigende Situationen so gut wie möglich vermieden werden.
- Bitte überprüfen Sie gemeinsam mit Ihrem Hausarzt bzw. Ihrer Hausärztin die Liste der Medikamente, die Sie eventuell regelmäßig einnehmen. Manche Präparate sind aufgrund ihrer Inhaltsstoffe im Zusammenhang mit einer Operation problematisch und müssen rechtzeitig davor abgesetzt oder angepasst werden.
- Eine umfassende internistische Untersuchung ist vor jeder Operation Standard und gewährleistet einen komplikationslosen Operations- bzw. Genesungsverlauf.
- Falls Sie bereits auf dem anderen Ohr mit einem CI oder Hörgerät versorgt sind, ist es hilfreich, das Gerät dem zuständigen Pflegepersonal kurz vor der Operation auszuhändigen, damit Sie bereits im Aufwachraum unmittelbar nach der Operation darauf zugreifen können. Können Sie gar nicht hören, ist es auf jeden Fall sinnvoll, dass das Personal rechtzeitig darüber informiert ist und mit Ihnen entsprechend alternativ kommuniziert. Üblicherweise ist das Personal in CI-Kliniken ohnehin perfekt aufeinander abgestimmt und geschult.
Die Operation
Unter Umständen werden Sie aufgeregt und besorgt sein. Die jahrzehntelange Erfahrung der KlinikerInnen sowie TechnikerInnen kann Ihnen jedoch diese Angst nehmen. Der Eingriff wird im Gegensatz beispielsweise zu einer Tonsillektomie (Entfernung der Mandeln) in einem vergleichbar harmlosen Areal vorgenommen und zählt mittlerweile zu den Routineeingriffen in der HNO-Chirurgie.
Die Operation erfolgt heute in der Regel minimal-invasiv (kleiner Schnitt direkt hinter dem Ohr), dauert zwischen ein und zwei Stunden und erfordert einen stationären Klinikaufenthalt von nur wenigen Tagen, auch bei heute üblicher gleichzeitiger Versorgung beider Ohren.
Bei der Implantation wird eine Empfangsspule im Schädelknochen hinter dem Ohr befestigt und ein Elektrodenträger durch eine kleine Öffnung, das sogenannte Runde Fenster, in die Cochlea eingeführt. Ein intraoperativer Test des/der anwesenden TechnikerIn stellt sicher, ob Sie positiv auf die ersten Stimulationen des Implantats reagieren.
Nach der Operation
Das medizinische Personal im Aufwachraum kümmert sich um Sie unmittelbar nach der Operation und sollte über Ihre Hörbeeinträchtigung informiert sein.
Durch die mittlerweile sehr kleine Schnittführung wird der Wundschmerz nach der Operation nicht lange andauern oder allzu groß sein. Auch erholen sich vor allem jüngere PatientInnen heute wesentlich schneller, da die Dauer der Narkose über die jahrelange Weiterentwicklung der OP-Technik entscheidend verkürzt werden konnte.
Je fortgeschrittener das Alter des/der PatientIn, desto häufiger kann es zu Schwindel in den ersten Tagen nach der Operation kommen. Das ist an sich harmlos und deshalb möglich, da der Eingriff in der Nähe Ihres Gleichgewichtsorgans vorgenommen wird. Geben Sie dies im Falle des Falles dem Krankenhauspersonal bekannt.
Im Zuge der Entlassung aus der Klinik wird Ihnen das ärztliche sowie Pflegepersonal einige Tipps mit nach Hause geben, die in jedem Fall zu beachten sind. Dazu gehören:
- Die regelmäßige Einnahme eventuell notwendiger Medikamente (Antibiotikum, Schmerzmittel etc.)
- Kein Waschen der Haare bis zur Nahtentfernung (Naht muss trocken bleiben)
- Allgemeine Schonung in den ersten Wochen bis zur Erstanpassung
Erste Höreindrücke mit dem Implantat-System
Frühestens nach der Nahtentfernung (etwa zehn Tage nach der Operation), spätestens aber ab der vierten postoperativen Woche findet die sogenannte Erstanpassung statt. Dabei erhalten Sie den äußeren Teil des Implantats, den sogenannten „Audioprozessor“, der hinter der Ohrmuschel oder als Buttonprozessor (etwas oberhalb) getragen wird. Erst durch ihn kann das System aktiviert werden. Bis zu diesem Tag ist das Ohr also nach der Operation noch taub. Der Audioprozessor wird eingeschaltet und angepasst. Ab sofort können Audiosignale an das Implantat übertragen und wahrgenommen werden. Ein großer und unvergesslicher Moment für Sie und Ihre Angehörigen!
Tipp: Nehmen Sie zu den ersten Terminen Begleitung mit! PartnerIn, FreundIn oder Angehörige können gerade in der Anfangsphase eine große Stütze sein und bieten Sicherheit in dieser für Sie vielleicht aufregenden Situation.
Das Recht der Person auf Glück, Freiheit und Selbstverwirklichung ist unumstritten.
W.D. Baumgartner, AKH Wien
Radiologische Untersuchungen mit Hörimplantat
Sollte nach der Versorgung mit Hörimplantat aus diversen Gründen eine radiologische Untersuchung notwendig sein, ist das für NutzerInnen von MED-EL Systemen kein Grund zur Sorge.
Während Röntgenuntersuchung, Computertomographie (CT), Sonographie (Ultraschall) oder Szintigraphie ohne besondere Vorbereitung und bedenkenlos durchgeführt werden können, ist bei der Magnetresonanztomographie (MRT, MRI) allerdings die verwendete Feldstärke (Tesla) zu beachten. Im klinischen Bereich sind Feldstärken von 1,0 oder 1,5 Tesla üblich, manchmal auch 3,0 Tesla. Nur in der Forschung werden Geräte mit noch höherer Magnetkraft verwendet.
Mit Ausnahme der früher eingesetzten Mittelohrimplantate VORP 502 sind alle MED-EL Hörimplantate MR-kompatibel bis 1,5 Tesla, die aktuellen SYNCHRONY-Implantate mit dem speziellen Magneteinbau sogar bis 3,0 Tesla.
NutzerInnen von MED-EL Implantaten berichteten nur in seltenen Fällen über ein unangenehmes Gefühl im MR, zu gravierenden Komplikationen durch ein MR kam es bei MED-EL NutzerInnen bisher nicht.
Bei einer allfälligen MR-Untersuchung sollte der/die untersuchende SpezialistIn bei der Terminvereinbarung über das Implantat informiert werden, damit bis zum Untersuchungstermin für eventuelle Rückfragen beim Hersteller des Implantats genug Zeit bleibt. Detaillierte und aktuelle Angaben zur Kompatibilität seiner Implantate mit medizinischen Verfahren bietet MED-EL auf http://www.medel.com/isi/.
Kontakte
Kontakt zu ExpertInnen
Die Serviceeinrichtung ZENTRUM HÖREN bietet in Österreich umfassende Beratung für Menschen mit Hörverlust, berät zu den verschiedenen Arten von Hörimplantaten und betreut NutzerInnen nach der Operation nachhaltig.
Hier finden Sie Kontakt direkt zu den ExpertInnen, um weitere Schritte oder einen Termin für ein professionelles Beratungsgespräch zu vereinbaren!
Persönlicher Kontakt zu Betroffenen
Die Möglichkeit, mit anderen NutzerInnen direkt in Kontakt zu treten, ist gerade am Anfang dieser besonderen Reise auf dem Weg zum (wieder) Hören wichtig für Betroffene. Hier finden Sie persönliche Kontakte, die sich gerne für unsere Website als BeraterInnen und zum Erfahrungsaustausch zur Verfügung gestellt haben – denn Hören verbindet!