Wie funktioniert Spracherwerb bei Kindern mit Cochlea-Implantaten?

Wird ein Kind taub oder mit hochgradigem Hörverlust geboren, stehen die Eltern vor einer lebenswichtigen Entscheidung: Was tun? Für den Spracherwerb und die weitere Entwicklung ist das Gehör ein entscheidender Faktor.

Dr. Doris-Maria Denk-Linnert ist HNO-Fachärztin und Leiterin der Klinischen Abteilung für Phoniatrie und Logopädie des Uniklinikums der MedUni Wien. Für sie ist klar, dass Eltern, deren Kinder taub oder mit hochgradigem Hörverlust auf die Welt kommen, von mehreren Seiten unterstützt werden sollten. „Man muss da unbedingt interdisziplinär arbeiten“, betont Dr. Denk-Linnert. Bis der erste Schock über die Diagnose überwunden ist, sollten Eltern vor allem über die Möglichkeiten und Chancen, die es mittlerweile gibt, aufgeklärt werden.

Zitat: „Man muss den Eltern sagen, wie wichtig das Hören für die Sprachentwicklung ist. Und diese ist wiederum eingebettet in die gesamte Entwicklung eines Menschen.“

Je früher, desto besser

Um einen normalen Spracherwerb zu ermöglichen, empfiehlt die Expertin innerhalb des ersten Lebensjahres zu implantieren. Entscheidend ist außerdem die Frühförderung. Diese zielt darauf ab, die Fähigkeiten von betroffenen Kindern sowie deren Eltern zu unterstützen. Im Mittelpunkt stehen die Förderung der kommunikativen Kompetenzen, die Integration des Hörens und eine ganzheitliche, entwicklungspädagogische Begleitung. „Es hat sich gezeigt, je engagierter hier die Eltern sind, desto besser für das Kind. Hörfrühförderung ist ein essenzieller Teil der Hörreise“, betont Dr. Denk-Linnert.

Für die Entwicklung eines Kindes ist es außerdem förderlich, bereits sehr früh mit Musik in Berührung zu kommen: „Kinder, die musizieren, haben in der Sprachproduktion und Sprachentwicklung einen Vorteil. Auch der persönliche akustische Input und die Interaktion mit den Kindern ist ein wesentlicher Faktor.“

Austausch erleichtert Entscheidung

Kontakt mit anderen Eltern und implantierten Kindern spendet in solchen Situationen oft Hoffnung. Viele Ängste können genommen werden, wenn Eltern sehen, wie sich ihr Kind in Zukunft entwickeln kann. Auch im Verlauf der Frühförderung und der begleitenden Therapie empfinden viele es als nützlich, sich mit Gleichgesinnten austauschen zu können.

In vielen Regionen werden deshalb regelmäßige Treffen organisiert, bei denen sich Eltern vernetzen können. Gleichzeitig haben die Kinder die Gelegenheit, mit anderen hörbeeinträchtigten Kindern in einer Gruppe zu spielen.

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Spracherwerb und Entwicklung mit Cochlea-Implantat