Was ein unbehandelter Hörverlust mit einer Alzheimer-Erkrankung zu tun haben kann
Wissenschaftler verweisen wiederholt auf einen Zusammenhang zwischen Alzheimer-Erkrankungen und Hörverlust. Studien belegen darüber hinaus den positiven Effekt, wenn Betroffene Hörsysteme nutzen. Eine Möglichkeit bietet das Cochlea Implantat.
Was ist Alzheimer?
Die Alzheimer-Krankheit – auch „Alzheimer-Demenz“ oder „Morbus Alzheimer“ genannt – ist mit etwa zwei Drittel der Fälle die häufigste Form der Demenz und bedeutet eine unheilbare Störung des Gehirns. Durch das Absterben von Nervenzellen werden Personen mit Alzheimer zunehmend vergesslich, orientierungslos und verwirrt. Untrennbar damit verbunden ist eine Veränderung der Persönlichkeit und des Verhaltens. Viele Betroffene werden depressiv oder aggressiv. Letztlich lassen das Urteilsvermögen und die Sprachfähigkeit nach.
Stoppen lässt sich diese Erkrankung nicht, aber es gibt Möglichkeiten der Behandlung, um den Verlauf abzumildern. Eine davon ist eine gute Hörversorgung.
Mit dem Alter kommt Veränderung
Wir alle wünschen uns ein langes Leben. Dazu gehört natürlich das Altern genauso wie die damit verbundenen Veränderungen: weniger Muskelkraft, abnehmende Konzentration, schwächere Sehkraft und: verringertes Hörvermögen.
Zusammenhang zwischen altersbedingtem Hörverlust und Alzheimer
Jede dritte ältere Person ist von Altersschwerhörigkeit betroffen. Weltweit sind das etwa 300 Millionen Menschen. Gleichzeitig wird bei über 50 Millionen Menschen über 65 Jahre eine Form der Demenz diagnostiziert. Fachleute sehen einen Zusammenhang und möchten an Vorbeugungs- und Behandlungsmöglichkeiten arbeiten.
Mehrfache Wechselwirkungen
Für das Verstehen von Sprache ist nicht nur die Funktion des Ohrs verantwortlich, sondern auch die adäquate Verarbeitung der Signale im auditiven Kortex, dem Hörzentrum der Großhirnrinde. Auch reduzierte kognitive Fähigkeiten können sich auf das Sprachverstehen im Alltag auswirken.
Die Wechselwirkung dieser Vorgänge ist noch nicht ausreichend belegt, doch es zeigt sich, Höreinbußen sind ein Risikofaktor für Alzheimer-Erkrankungen. Umgekehrt benötigt jeder Mensch kognitive Leistung, um das Gehörte zu verstehen. Schwerhörige müssen im Alltag zusätzliche Denkleistung erbringen, um kognitiv zu ergänzen, was sie auditiv nicht verstanden haben. Daher wirken sich kognitive Einbußen direkt auf das Sprachverstehen aus.
Neben einem erhöhten Alzheimer Risiko sind auch soziale Isolation und Depressionen, oft durch die mangelnde Kommunikation, mögliche Folgen ausgeprägter Hörprobleme. Beide werden als weitere mögliche Auslöser für Alzheimer betrachtet. Andererseits gilt soziales Engagement als Demenz-Prävention, wofür gutes Hörvermögen wiederum eine Rolle spielen könnte.
Mit Hörsystemen Alzheimer-Risiko senken
Eine neue Langzeit-Studie am Brigham and Women’s Hospital in Boston, US-Staat Massachusetts, fand heraus, dass Hörverlust mit einem Anteil von 25 Prozent der größte vermeidbare Risikofaktor für die verschiedenen Ausprägungen einer Demenz ist. Eine andere Studie zeigt, dass bei Testpersonen mit leichten Höreinbußen um 30 Prozent mehr Hinweise auf die Entstehung einer Demenz verzeichnet werden als bei normalhörenden Personen. Je höhergradiger der Hörverlust, desto mehr steigt wiederum das Risiko für eine Form von Demenz.
Forscher prognostizieren: Könnte Schwerhörigkeit zur Gänze verhindert werden, würden deutlich weniger Demenzerkrankungen jährlich auftreten!
Hörgeräte oder Cochlea Implantate, speziell für Patienten mit weit fortgeschrittener Schwerhörigkeit, können also laut Experten einen wichtigen Beitrag gegen Alzheimer und jede weitere Form von Demenz leisten. Sie können ein Grund dafür sein, auch in höherem Lebensalter länger geistig fit und damit auch gesünder zu bleiben.
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