Rehabilitation
Rehabilitation
Alles zur Rehabilitation und Förderung bei Kindern mit Hörbeeinträchtigung
Auch wenn die Diagnose „Mein Kind hat eine Hörbeeinträchtigung“ anfangs schwer zu begreifen ist, betroffen macht und verunsichert, für den Hörerfolg Ihres Kindes ist es wichtig, dass Sie es bestmöglich unterstützen.
ÄrztInnen sollten zwar die erste, jedoch nicht die einzige Anlaufstelle sein, wenn es um das Thema Hörminderung geht. Unmittelbar nach der Diagnose und dem aufklärenden Arztgespräch sollten also die ersten Schritte gesetzt und mit einer passenden Begleittherapie zur Förderung Ihres Kindes begonnen werden.
Im Folgenden finden Sie wichtige Tipps für die optimale therapeutische Begleitung Ihres Kindes in den ersten Lebensmonaten und -jahren!
Inhaltsverzeichnis
Erstversorgung mit technischen Hilfsmitteln
Ob ein konventionelles Hörgerät genügt oder letztendlich eine Cochlea Implantation im Raum steht, der erste Weg wird vermutlich zum Akustiker-Fachbetrieb führen. Da eine CI-OP in den meisten Fällen rund um den ersten Geburtstag durchgeführt wird, ist eine Versorgung mit einem Hörgerät vorab in den meisten Fällen von Vorteil, da das meist vorhandene Restgehör optimal während der Monate des Wartens auf die OP stimuliert werden kann. Viele Fachinstitute bieten österreichweit durch sogenannte PädakustikerInnen die spezielle Betreuung von Kindern an.
Rehabilitations- und Fördermöglichkeiten
Hörbeeinträchtigung trennt – Hörfrühförderung verbindet
Neben der technischen Hörversorgung und den therapeutischen Maßnahmen ist eine umfassende kontinuierliche Förderung aus dem pädagogischen Bereich unbedingt zu empfehlen. Pädagogische und sprachheilpädagogische Frühförderung oder Audiopädagogik gehören ebenso dazu wie die Vielzahl an Fördermöglichkeiten, die sich zu Hause und im Alltag anbieten.
Frühförderung bietet speziell für Babys und Kleinkinder eine ideale Möglichkeit – meist im Beisein eines oder beider Elternteile – spielerisch zu trainieren und zu betreuen. Damit können eventuell bestehende Entwicklungsverzögerungen bereits vor einer eventuell geplanten Hörimplantation aufgeholt und sogar ausgeglichen werden.
Hier finden Sie wertvolle Tipps, wie Sie Ihr Kind durch professionelle Betreuung, aber vor allem im Alltag selbst optimal fördern können!
Hörfrühförderung
„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen – Wurzel und Flügel.“
Johann Wolfgang von Goethe
Durch frühe audiopädagogische Frühförderung und interdisziplinäre Zusammenarbeit wird eine Teilhabe Ihres hörgeschädigten Kindes am Leben in der Gesellschaft möglich. Die Hörfrühförderung hat zum Ziel, die Kompetenzen von betroffenen Kindern und deren Eltern zu fördern. Wenn ein Kind mit den Eltern, Geschwistern, Großeltern nicht kommunizieren kann, fühlt es sich fremd in der eigenen Familie. Die Stärkung der kommunikativen Kompetenz, die Integration des Hörens sowie eine ganzheitliche entwicklungspädagogische Förderung sind die großen Ziele in der Frühförderung.
Das Einbinden der Familie gehört unbedingt dazu, Sie als Eltern sind die wichtigsten Partner in der gemeinsamen Arbeit mit Ihrem Kind. Meist besuchen die HörfrühförderInnen die Familien in ihrer häuslichen Umgebung, zusätzlich beraten und begleiten sie bei der Auswahl des Kindergartens und gehen zu spezifischen Terminen mit.
Regelmäßige Treffs , bei denen sich Eltern austauschen können, werden ebenfalls vielerorts angeboten, die Kinder haben dort die Möglichkeit, in der Gruppe mit anderen hörbeeinträchtigten Kindern zu spielen.
Mit den Fachleuten aus den Bereichen Medizin und Therapie wird vonseiten der HörfrühförderInnen ebenfalls intensiv kooperiert, es werden gemeinsame Ziele festgesetzt, deren Einhaltung der Qualitätssicherung in der Frühintervention und schließlich einem Erfolg in der Entwicklung Ihres Kindes dienen.
Hier finden Sie Institutionen in Ihrem Bundesland, die Hörfrühförderung anbieten!
Ich glaube, dass Erziehung
Liebe zum Ziel haben muss.
Astrid Lindgren
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Checkliste für den Alltag in der Familie
Hören entdecken
- Machen Sie Ihr Kind auf alle Geräusche aufmerksam, die Sie hören. Probieren Sie, diese zu beschreiben. Ob zu Hause, im Tiergarten oder am Spielplatz – wir sind umgeben von unzähligen Geräuschen und Klängen.
- Arbeiten Sie viel mit Musik, denn sie vermittelt Lebensfreude und wirkt sich positiv auf die Hör- und Sprachentwicklung aus. Je nach Altersgruppe gibt es eine Vielzahl an Materialien, die die Entwicklung der Musikwahrnehmung zusätzlich unterstützen.
- Sollte Ihr Kind das Tragen des Audioprozessors wiederholt ablehnen, könnte das Gründe haben, die sich schnell beheben lassen: Achten Sie beispielsweise bei den Fittingterminen darauf, dass die aktuelle Einstellung von Ihrem Kind als angenehm empfunden wird. Eventuell könnte auch der Magnet des Audioprozessors zu stark gewählt sein und eine unangenehme Druckstelle erzeugen. Fazit ist jedenfalls – bei guter Anpassung des Audioprozessors und den richtigen Rahmenbedingungen erkennt Ihr Kind auf jeden Fall den Gewinn, den es aus dem neuen Hören ziehen wird.
Von Sprache umgeben
- Bitte „verstummen“ Sie nicht, weil Sie der Meinung sind, Ihr Kind könne Sie nicht hören. Ganz im Gegenteil – sprechen Sie mit Ihrem hörgeschädigten Kind, vielleicht sogar noch ein bisschen mehr, als wenn es normalhörend wäre.
- Verändern Sie nicht die Natürlichkeit Ihrer Sprache – ob Sie flüstern, in normaler Lautstärke sprechen oder singen.
- Umgekehrt achten Sie auf alle Laute und sprachlichen Äußerungen, die Ihr Kind tätigt. Es soll die Wirkung seiner Sprache als Kommunikationsmittel begreifen.
- Teilen Sie Erlebtes, Tätigkeiten etc. sprachlich mit Ihrem Kind. Vergessen Sie dabei nicht, eventuell von Ihrem Kind nicht Gehörtes besonders zu veranschaulichen.
- Für Familien mit Migrationshintergrund: versuchen Sie, wenn möglich, beide Sprachen anzubieten – die Muttersprache sowie die Landessprache. Denn jedes Kind, auch wenn es eine technische Hörlösung benötigt, kann mehrere Sprachen erlernen.
- Halten Sie Erlebnisse Ihres Kindes in einem Tagebuch fest, auf das Sie jederzeit zurückgreifen können. Mit Bildern, selbst Gezeichnetem und auch Schrift kann Ihr Kind sein Tagebuch jemand anderem zeigen und damit das Erlebte erzählen, auch wenn die Sprache aufgrund der Hörbeeinträchtigung vielleicht noch etwas nachhinkt. Abgesehen davon wird das Tagebuch später eine wundervolle Erinnerung an die ersten Lebensjahre sein.
- Spielen Sie Rollenspiele mit Ihrem Kind! Das fördert unter anderem seine Kompetenz, sich in andere Menschen hineinzufühlen. Es spielt sich sozusagen „in die Welt des Gegenübers hinein“ und sieht und fühlt die Welt mit anderen Augen.
- Erweitern Sie die „Bibliothek“ Ihres Kindes und nehmen Sie sich gemeinsam Zeit zum (Vor-)lesen. Man kann nie zu viele Bücher im Haus haben und Bilderbücher mit altersgerechten und lernfördernden Inhalten gehören von Anfang an dazu.
- Singen Sie vor Ihrem Kind, so oft Sie können! Und seien Sie nicht allzu überrascht, wenn Ihr Kind eines Tages versucht, Sie nachzuahmen. Das könnte einer der großen Momente in den ersten Jahren des Hörens werden.
Lesenswert
Notwendige Checks
- Überprüfen Sie täglich die Funktionstüchtigkeit des Hörsystems Ihres Kindes, da es selbst vielleicht noch nicht rechtzeitig auf einen Defekt aufmerksam machen kann.
- Lassen Sie die Hörleistung Ihres Kindes mittels einer Hörprüfung – meist beim Logopädietermin – regelmäßig überprüfen.
- Nehmen Sie regelmäßige Wartungstermine bei dem/der PädakustikerIn bzw. Service-Team des Hörsystem-Herstellers wahr.
Liebevoll betrachtet
- Fördern Sie die Kreativität und Eigenaktivität Ihres Kindes; so kann es sich selbst besser erfahren.
- Pflegen Sie und Ihr Kind regelmäßigen Kontakt zu anderen Familien oder Hörgeschädigten selbst, bei denen Hörbeeinträchtigung ein Thema ist. Durch sie öffnen sich für Sie neue Wege der Akzeptanz.
- Vergessen Sie nie auf die liebevolle Zuwendung, speziell direkten Körperkontakt. Ihr Kind erhält dadurch Gewissheit Ihrer Liebe und Zuneigung.
- Verlieren Sie nie den Mut, bleiben Sie geduldig, falls Ihr Kind die von Ihnen erwünschten Fortschritte noch nicht macht.
- Denken Sie daran: Ihr Kind kann Gleichwertiges leisten wie ein hörendes, manches sogar besser, wenn Sie ihm die Chance dazu geben!
- Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für sich selbst, damit Sie wieder Kraft tanken können für den Alltag mit Ihrer Familie.
- Bitte vergleichen Sie Ihr Kind nicht mit dem Können anderer gleichaltriger hörgeschädigter Kinder. Durch die unterschiedlichen Lebensstrukturen entwickelt sich jedes betroffene Kind auf seine Art und in seinem Tempo.
- Versuchen Sie Ihr Kind nicht anders zu behandeln als hörende Kinder. Auch Ihr hörbeeinträchtigtes Kind braucht klare Regeln und Grenzen, um seine eigenen Bedürfnisse angemessen wahrnehmen zu können und sich im familiären Umfeld sicher zu fühlen.
- Und bitte verlieren Sie niemals aus den Augen: Sie haben nicht nur eine schwierige und anspruchsvolle Aufgabe übernommen, sondern auch ein wunderbares Ziel vor sich: Sie dürfen Ihr Kind auf dem Weg zum Hören und damit in ein normales, selbstbestimmtes Leben begleiten.
Lesenswert
Eine ganz besondere Geschichte zum Thema finden Sie in der Onlineausgabe der Gehört.Gelesen
Logopädische Therapie
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“
Ludwig Wittgenstein
Hören und Sprechen sind in der Sprachentwicklung eng miteinander verbunden. Jegliche Einschränkung des Hörvermögens reduziert die Möglichkeit des Lautspracherwerbs enorm. Kinder mit einer Hörminderung sollten daher neben einer guten und rechtzeitigen Hörversorgung ebenfalls eine logopädische Therapie in Anspruch nehmen, um für den Erwerb von Lautsprache so wenig Zeit wie möglich zu verlieren.
Das wichtigste Ziel einer logopädischen Therapie ist das Ermöglichen von Kommunikation, sodass das Kind seine Wünsche und Bedürfnisse ausdrücken kann. Die therapeutische Arbeit beinhaltet daher: Absehtraining, Hörtraining, Artikulation, Kommunikationsstrategien, (früher) Schriftspracherwerb, vermehrte Unterstützung des Sprachaufbaus durch visuelles Material, Pädagogenberatung sowie die Arbeit mit den Eltern.
Im Unterschied zur Hörfrühförderung, die Ihr Kind spielerisch unterstützt und ein breiteres Spektrum hat, das auch Motorik und andere Entwicklungsbereiche miteinschließt, bereitet die Logopädie also Ihrem Kind die sprachlichen Strukturen genau vor. Außerdem ist der Logopäde oder die Logopädin gerade in der Anfangsphase auch ein wichtiger Drehangelpunkt in der Kommunikation mit den Experten aus den anderen relevanten Fachbereichen.
In den ersten Lebensmonaten überprüft das logopädische Fachpersonal mit speziellen Hörprüfungen regelmäßig den Hörerfolg mit den neuen Hörgeräten bis zur eventuell notwendigen Cochlea-Implantation und begleitet Sie als Eltern auf diesem entscheidungsreichen Weg.
Stationäre Rehabilitation
Für CI-Kinder von 0 bis 18 Jahren gibt es am Standort kokon/Rohrbach-Berg in Oberösterreich die Möglichkeit einer stationären Hörrehabilitation. Näheres zu den Voraussetzungen und Möglichkeiten finden Sie hier!
Weitere Rehabilitations- und Fördermöglichkeiten
Durchschnittlich ein Drittel aller hörgeschädigten Kinder hat ein zusätzliches Handicap. Im Falle einer Mehrfachbeeinträchtigung oder Teilleistungsstörung Ihres Kindes sollten Sie unbedingt weitere Therapiemaßnahmen neben der Hörversorgung und regelmäßigen logopädischen Begleitung in Anspruch nehmen.
Ergo-, Musiktherapie oder Physiotherapie – je nach Art des zusätzlichen Handicaps – seien hier als Beispiele genannt.
Unterstützung durch Psychotherapie
Die Diagnose „Mein Kind hat eine Hörbeeinträchtigung“ ist für die meisten Eltern anfangs ein Schock und bedeutet eine gewaltige Umstellung. Damit man sich in der neuen Lebenssituation gut zurechtfindet, trotz der Trauer sein Kind kraftvoll begleiten bzw. sogar daraus schöpfen kann, ist eine psychotherapeutische Unterstützung mitunter eine gute Entscheidung. In Österreich bieten mittlerweile einige ExpertInnen Therapiesitzungen an, die sich auf das Thema Hörbeeinträchtigung spezialisiert haben bzw. Erfahrung im Umgang damit aufweisen können.
Nicht, was wir erleben, sondern wie wir empfinden,
was wir erleben, macht unser Schicksal aus.
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
Kontakte
Persönlicher Kontakt zu Betroffenen
Die Möglichkeit, mit anderen Familien und NutzerInnen direkt in Kontakt zu treten, ist gerade am Anfang dieser besonderen Reise mit ihrem Kind unermesslich wichtig für betroffene Eltern. Hier finden Sie persönliche Kontakte, die sich gerne für unsere Website als BeraterInnen und zum Erfahrungsaustausch zur Verfügung gestellt haben – denn Hören verbindet!
Technische Hörversorgung
Akustiker
In Österreich gibt eine Vielzahl an Hörgeräteakustikern. Ob Sie sich für eine der bekannten Ketten oder ein Einzelunternehmen entscheiden – wichtig ist, dass Sie Vertrauen in das dortige Fachpersonal haben und sich optimal beraten fühlen.
Hörimplantat-Hersteller
Der Hörimplantate-Hersteller MED-EL ist ein österreichisches Familienunternehmen mit Stammsitz in Innsbruck/Tirol. In Wien gibt es eine Niederlassung im 9. Bezirk mit dem Servicezentrum ZENTRUM HÖREN, das Menschen mit Hörbeeinträchtigung und Hörverlust sowie NutzerInnen von Hörimplantat-Systemen österreichweit umfassende Beratung und Betreuung bietet.
Rehabilitation & Therapie
Logopädie
Ob Vertrags-, Wahl- oder Privatlogopädie – hier finden Sie Wissenswertes zum Berufsbild sowie eine Suchfunktion nach dem Logopäden/der Logopädin Ihrer Wahl.
Weitere Therapieformen
Therapieformen gibt es breitgefächert. Hier finden Sie die Möglichkeit für einen Überblick zu den wichtigsten Bereichen:
Hier ein Überblick zum breitgefächerten Übungsangebot vom Hörimplantate-Hersteller MED-EL, das Sie downloaden oder direkt über den Webshop des ZENTRUM HÖREN beziehen können:
Psychotherapie
Hier finden Sie eine Liste an ExpertInnen, denen das Thema Hörbeeinträchtigung vertraut ist bzw. durch spezifische Sprachkompetenzen für Personen mit Migrationshintergrundeine eine weitere Stütze bieten:
Wien:
- praxismargreiter.at
- markus-braeuer.at
- psychotherapie-zaslawski.net
- psychologie-verhaltenstherapie.com
- psychotherapie-blachowsky.at
Salzburg:
Tirol:
Psychotherapie auf Krankenschein: