Freizeit

Freizeit

Hören und die Zeit genießen

Freie Zeit genießen zu dürfen, ist vor allem ein Privileg der älteren Generation. Begegnung, Reisen, Sport, Kulturgenuss – für all das bieten sich nun viele Gelegenheiten. Wie Sie diese Zeit trotz Hörbeeinträchtigung optimal nutzen können, erfahren Sie hier!

Kultur

Alles um uns ist Kultur. Sie begegnet uns in fast allen Alltagssituationen und nahezu in allen Lebenslagen. Kultur – aus dem lateinischen Wort „cultura“ – beschreibt, wie Menschen ihr Leben gestalten, pflegen, es geistig gestalten und verändern und wie sie leben. All das also, was die Natur nicht hervorbringt, ist Kultur. Die meisten denken allerdings beim Wort Kultur zuallererst an Musik, Malerei, Kunst – wichtige Aspekte der Kultur, die auch für Menschen mit Hörbeeinträchtigung barrierefrei zugänglich sein sollten.

Audiotechnologien

Große Veranstaltungsorte haben häufig eine Raumakustik, die sich negativ auf die Verständlichkeit von Sprache oder Musik auswirken kann. Besonders für NutzerInnen von Hörgeräten und Hörimplantat-Systemen ist das Hören von Stimmen und Musik bei Veranstaltungen wie Konzerten, Theatervorstellungen, Gottesdiensten oder Vorträgen in großen Räumen oft schwierig. Echo, Umgebungslärm oder andere Störgeräusche können dazu führen, dass die Betroffenen wenig oder gar nichts verstehen. Abhilfe können verschiedene Audiotechnologien schaffen, die den NutzerInnen von Hörlösungen ermöglichen, Audiosignale störungsfrei in ihren Audioprozessoren zu empfangen.

Induktion

Mit der Installation einer Induktionsanlage wird das Nutzsignal mittels eines magnetischen Feldes direkt in das Hörsystem übertragen. Derartige Systeme stehen mittlerweile an vielen öffentlichen Orten wie Kinos, Vortragsräumen, Kirchen, an Bank- und Fahrkartenschaltern, in manchen Ländern sogar in Taxis oder Bussen für Stadtrundfahrten zur Verfügung – natürlich können einfache Anlagen auch in Privathäusern eingebaut werden, um zum Beispiel den Fernsehton induktiv verfügbar zu machen.

Technisch gesehen kann man eine Induktionsschleife als Drahtschleife betrachten, die entlang der Raumbegrenzungen oder um einen vordefinierten Sitzbereich herum gelegt wird. Der Eingang von einem Mikrofon oder einer anderen Signalquelle wird dann über den Verstärker der Induktionsanlage in eine Kabelschleife gespeist, die ein elektromagnetisches Feld erzeugt. Audioprozessoren von Hörgeräten oder Hörimplantaten, die über eine Induktionsspule verfügen, können das elektromagnetische Wechselfeld aufnehmen und die Signale im Audioprozessor umwandeln. Auf diese Weise werden äußere Störgeräusche minimiert. Durch die Lautstärkeregelung am eigenen Audioprozessor ist es für die NutzerInnen zusätzlich möglich, Signale nochmals nach Bedarf einzustellen.

NutzerInnen, die jenes Signal empfangen möchten, sollten sich innerhalb der Drahtschleife aufhalten und ihr System in den entsprechenden Empfangsmodus bringen: Wenn man ausschließlich jene Signale aus der Induktionsanlage hören möchte, so wird der Modus meist mit „T“ bezeichnet, während die ebenfalls geläufige Bezeichnung „MT“ für die Kombination der Signale aus der Induktionsschleife und dem Mikrofon des Hörsystems zu jeweils gleichen Teilen steht. Bei den Cochlea Implantat-Systemen wird wie auch bei einigen Hörgeräten der jeweils gewünschte Betriebsmodus mittels Fernbedienung angewählt.

Im öffentlichen Bereich wird in der Regel durch ein entsprechendes Piktogramm auf das Vorhandensein einer Induktionsschleife aufmerksam gemacht. Möchte man Karten für eine Theater- oder Kinovorstellung reservieren, so macht es natürlich trotzdem Sinn, sich im Vorfeld über die Möglichkeit zum induktiven Hören zu informieren.
In Österreich bietet der Österreichische Schwerhörigenbund auf seiner Website schon seit vielen Jahren Listen der ihm gemeldeten, im öffentlichen Raum installierten Höranlagen als pdf-File an unter https://www.oesb-dachverband.at/.

Funkanlagen
Während im Privatbereich meist Infrarot- und Funkanlagen zum Einsatz kommen, nützen Schulen meist sogannte FM-Systeme.

Audio-Live-Streaming

Neue Technologien machen es Betreibern von Kultureinrichtungen jetzt noch einfacher und steigern zudem die Klangqualität für die NutzerInnen. Das Audiosignal wird dabei mittels WLAN und App auf das persönliche Smartphone übertragen. Von dort kann es entweder mit Kopfhörern gehört werden oder über Bluetooth oder persönlicher Induktionsschleife ins Hörsystem eingespeist – je nachdem, was der oder die einzelne ZuhörerIn an eigener Gerätschaft mitbringt. Wer nichts davon dabei hat, kann beim Publikumsdienst ein Mobiltelefon mit vorinstallierter App und portabler Induktionsschleife ausborgen – T-Empfang am Hörsystem vorausgesetzt. Nähere Infos dazu finden Sie auf https://de-at.sennheiser.com/
Da diese Technologie noch recht neu ist, macht es auch hier Sinn, sich im Vorfeld in der Kultureinrichtung Ihrer Wahl nach der Verfügbarkeit zu erkundigen.

Audioguides
Besonders Museen bieten standardmäßig Audioguides an, die als elektronischer Museumsführer fungieren und durch Tonaufnahmen durch das Museum oder eine Ausstellung führen.

Eine Auswahl an Audiotechnologien, die Sie sich auch selbst zulegen können und kompatibel sind mit Ihrem Hörimplantat-System, finden Sie hier!

Ermäßigungen

Einige Kultureinrichtungen bieten bei Vorweisen des Behindertenpasses eine Ermäßigung an. Da es keine einheitlichen Regelungen gibt, lohnt es sich, sich im Vorfeld auf der entsprechenden Website zu informieren, um etwaige Diskussionen vor Ort zu vermeiden.

Musik

Über die Macht der Musik, egal welcher Stil Ihnen gefällt, und welch hohen Stellenwert sie im Leben von uns Menschen einnimmt, erfahren Sie auf der Website hoerenbewegt.at, die sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzt.

Theater und Kino

Ein schöner Theaterbesuch, ein unterhaltsamer und spannender Abend im Kino: Auch mit Hörbeeinträchtigung muss man darauf nicht verzichten. Viele Theaterhäuser bieten qualitativ hochwertige technische Hörunterstützungen an, die sich mit Ihrem Hörsystem verbinden lassen.

Museum

Museen bieten den Menschen ungemein vielseitige Einblicke in die Welt der bildnerischen Kunst und Sammlung von Kulturgütern. Auf der ganzen Welt gibt es die Gelegenheit, Werke vom Beginn der Menschheitsgeschichte bis hin zur Gegenwartskunst zu bewundern. Wer mehr über eine Ausstellung oder die einzelnen Kunstwerke erfahren möchte, kann sich einer Führung durch KunstvermittlerInnen anschließen oder sich einen sogenannten Audioguide leihen, der in den meisten Museen in verschiedenen Sprachen angeboten wird.

Der Audioguide lässt sich üblicherweise mit dem MED-EL AudioLink verbinden, mit den neuesten Audioprozessoren sogar direkt, und lässt somit den Museumsbesuch auch für NutzerInnen von Hörimplantat-Systemen zum Seh- und Hörgenuss werden.

Literatur

„Literatur muss Spaß machen. Sie soll den Menschen Freude, Vergnügen und Spaß bereiten und sogar Glück.“
Spiegel 25/2001

Literatur hat für uns eine vielfache Funktion – Unterhaltung, Bildung, Entspannung oder Spannung, Zeitreise, kurz: Abenteuer im Kopf. Für Hörbeeinträchtigte kann Literatur eine weitere Facette als Hörtraining bekommen, wenn sie in Form von Hörbüchern dargeboten wird.
Hilft Märchenliteratur schon den ganz Kleinen beim Verarbeiten von Entwicklungsschritten, SchülerInnen beim Erwerb der Lesekompetenz und Entwickeln der eigenen Ausdrucksfähigkeit, ist gehobene Literatur letztlich auch ein wichtiger Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung.

Als Hörtraining ist es hilfreich, wenn das Werk in auditiver und ungekürzter Form als Hörbuch sowie in wortidenter, optischer Form vorliegt, also als Download-Version oder CD und zusätzlich als pdf-File oder als Buch. So kann das Gehörte stets mitgelesen werden. Zur Erleichterung kann natürlich auch schon vor dem Hören abschnittsweise gelesen werden, um sich mit dem Text und speziell mit den Eigennamen dort vertraut zu machen. Das Hörbuch ohne Mitlesen zu hören, ist jedoch erst bei entsprechender Übung empfehlenswert.

Natürlich ist beim Hörbuch auf entsprechende Sprachqualität zu achten: So sind musikalische oder klangliche Untermalungen zwar sehr anschaulich, erschweren aber oftmals das Verständnis.
Wenn man all das beachtet, steht dem Literaturgenuss und einem Abenteuer in Ihrem Kopf nichts mehr im Wege. Ihr neues Hören wird zusätzlich in angenehmer Form trainiert.

Reisen

Reisen gehört zu den wohl schönsten Freizeitbeschäftigungen. Die Welt sehen mit anderen Augen, aus neuen Perspektiven; die Welt hören mit all ihrer Vielfalt – die verzaubernden Geräusche der Natur, fremde Sprachen, exotische Musikklänge. Für Menschen mit Hörbeeinträchtigung gibt es aber so manche Hürden, die den Urlaub unter Umständen zur Herausforderung machen können.

So erweist sich schon der Abflug in die Traumdestination für manche als schwierig, wenn aus unerwarteten Gründen Flughafendurchsagen erfolgen, die es unbedingt zu verstehen gilt. Der Reiseführer in der Lieblingsstadt spricht grundsätzlich zu leise und ist durch die große Gruppe auch noch schlecht zu sehen. Der Sprung ins kühle Nass muss gut überlegt sein, damit der Audioprozessor Ihres Implantat-Systems nicht in den Tiefen des Meeres auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Auf dem Berggipfel weht der Wind derart stark, dass man die schönen Geräusche der Natur wieder nicht richtig genießen kann.
Diese und wahrscheinlich viele weitere Gelegenheiten gibt es, die das Reisen für Betroffene nicht nur zum reinen Vergnügen machen.

Wenn Sie also mit Ihrem Hörimplantat-System verreisen möchten, sollten Sie ein paar Dinge beachten, damit der Urlaub trotz der Hürden unvergesslich und unbeschwert wird:

  • Denken Sie daran, für Ihre Hörimplantat-Systeme eine Urlaubsversicherung abzuschließen, damit ein Ersatz im Falle des Verlusts gedeckt ist. Kontaktadressen der beiden Versicherungen, die mit der Versicherung von Hörimplantat-Systemen vertraut sind, finden Sie hier: Versicherungsformulare Online
  • Sollten Sie an einen entlegeneren Ort reisen wollen, wo die nächste Service-Einrichtung für Ihr Hörsystem zu weit weg ist, empfiehlt es sich, rechtzeitig vor Abreise ein sogenanntes Urlaubskit zu bestellen, damit Sie Ersatzteile und diverses Zubehör mit dabei haben, wenn etwas am System kaputt gehen sollte oder damit Ihr System vor Nässe geschützt ist. Ansprechpartner ist in diesem Falle das ZENTRUM HÖREN
  • Bei Flugreisen sollten Sie Ihren Implantat-Ausweis mitführen. Auch wenn es selten vorkommt –  im Falle einer Signalgebung beim Durchgehen durch die Sicherheitsschleuse können Sie diesen dem Sicherheitspersonal zur Aufklärung vorzeigen.
  • Gemeinsam mit PartnerIn, FreundInnen oder Familie zu verreisen, bedeutet nicht nur, das Erlebte teilen zu können, die Begleitung kann auch in schwierigeren Hörsituationen unterstützen und bietet Sicherheit in der Ferne.

Grundsätzlich gilt aber: mit Ihrem Hörimplantat-System und einiger Übung werden künftige Reisen garantiert zum unvergesslichen Erlebnis und können in jedem Fall wieder mehr genossen werden als in der Vergangenheit ohne ausreichende Hörversorgung.

Lesenswert

Wie kann man Lebensqualität gewinnen oder erhöhen und was hat das mit dem Hörvermögen zu tun? Hier finden Sie zahlreiche Artikel zum Schwerpunktthema Lebensqualität!

Sport

Beweglich zu bleiben, auch in höherem Alter, erhöht so wie gutes Hören die Lebensqualität enorm.
Damit Ihr Sportsgeist auch mit Hörimplantat nicht getrübt wird, gilt es, ein paar Dinge zu beachten:

  • Mit der MED-EL WaterWear-Schützhülle, die es für sämtliche Audioprozessor-Typen gibt, können Sie Badespaß barrierefrei genießen. Infos dazu finden Sie auf medel.com/waterwear. Bestellen können Sie die WaterWear Schutzhüllen auf at.shop.medel.com
  • Mit den neuesten IP68 zertifizierten und somit wasserdichten Audioprozessoren können Sie sogar ganz ohne Schutzhülle bis zu einem Meter tief tauchen!
  • Erschütterung rund um Ihr Implantat-System sollten Sie eher vermeiden. Ständige Kopfbälle beim Fußballspiel beispielsweise wirken sich unter Umständen negativ auf die Haltbarkeit Ihres Systems aus.
  • Das Tragen eines Helms beim Schi-, Radfahren, Bergsteigen oder Klettern ist daher unbedingt zu empfehlen, gilt dies ohnedies für alle Menschen, auch ohne Hörimplantat. Bei der Auswahl des Helms sollten Sie darauf achten, dass der Audioprozessor nicht drückt und das Hören durch die Helmschale oder das Futter nicht eingeschränkt ist.
  • Schwitzen gehört zur erfolgreichen sportlichen Betätigung natürlich dazu, ist aber für TrägerInnen von Hörsystemen manchmal unangenehm. Die aktuellen MED-EL Audioprozessoren haben ein spritzwasserfestes, mit den neuesten Prozessoren sogar wasserdichtes Gehäuse zum Schutz vor Regen, Schweiß und Feuchtigkeit. Somit muss man sich nicht mehr vor dem Schwitzen fürchten und kann seinem sportlichen Ehrgeiz freien Lauf lassen.
  • Für besonders aktive SportlerInnen gibt es zusätzliche Befestigungsmöglichkeiten, damit Ihr Audioprozessor nicht verrutscht oder verloren geht. Infos dazu finden Sie auf medel.com/befestigung
  • Bestellen können Sie diese Befestigungsmöglichkeit auf at.shop.medel.com
  • Möchten Sie Ihre Sportart beschwingt mit Ihrer Lieblingsmusik ausüben? Gar kein Problem, die oben genannten Audiotechnologien ermöglichen Ihnen uneingeschränkten Musikgenuss. Viele NutzerInnen von Hörimplantat-Systemen sind auch mit sogenannten Over-Ear-Kopfhörern sehr zufrieden. Wichtig beim Kauf ist neben dem individuellen Anspruch der Klangqualität die Form des ohrumschließenden Teils. Hier hat sich die ovale Variante bewährt, die in den meisten Fällen nicht auf den Audioprozessor drückt. Mit den neuesten Audioprozessoren ist sogar eine direkte Verbindung zu Ihrer Lieblingsmusik möglich!

Tipps für den Alltag

Hier finden Sie wertvolle Tipps, die Ihnen das Hören im Alltag und zuhause erleichtern können!

  • Textilien wie Vorhänge, Teppiche etc. wirken schallabsorbierend und verringern das Nachhallen von Gehörtem.
  • Mit gutem und ausreichendem Licht sieht man den oder die GesprächspartnerIn besser, damit wird die Kommunikation sicherlich erleichtert.
  • Auch der richtige Sitzplatz beim gemeinsamen Essen begünstigt das Verstehen aller am Tisch sitzenden Familienmitglieder.
  • Generell ist die sogenannte „Anlitzgerichtetheit“, also der Blick auf das Gesicht des Sprechers oder der SprecherIn, von großem Vorteil, um das Gesagte besser verstehen zu können. Die Mimik spielt beim Erfassen von Inhalten nämlich eine wichtige Rolle, das gilt übrigens für alle Menschen, auch für normalhörende!
  • Das Berücksichtigen einiger Gesprächsstrategien, wie Blickkontakt, Entfernung, Nachfragen, Wiederholen, Umschreiben etc. können zum besseren Verständnis beitragen.
  • Eine Auswahl an technischen Zusatzgeräten, wie z.b. Weck-, Türglocken- oder Alarmsysteme für zuhause, finden Sie hier!
  • MED-EL bietet eine Reihe an Anschlussmöglichkeiten für Ihren Audioprozessor. Mit diesen kann man auf einfache Weise technische Geräte wie Telefon, TV-Gerät etc. mit dem Implantat-System verbinden. Infos dazu finden Sie hier!
  • Dem/Der Hörenden nicht immerwährende Rücksicht abverlangen
  • In die Akzeptanz gehen und Geduld mit sich selbst haben

Kontakte

Persönlicher Kontakt zu Betroffenen

Die Möglichkeit, mit anderen NutzerInnen direkt in Kontakt zu treten, ist gerade am Anfang dieser besonderen Reise unermesslich wichtig für Betroffene. Hier finden Sie persönliche Kontakte, die sich gerne für unsere Website als BeraterInnen und zum Erfahrungsaustausch zur Verfügung gestellt haben – denn Hören verbindet!